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Reliabilität von Eye Tracking-Untersuchungen: Wie viele Probanden werden benötigt?

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2007

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Fraunhofer Verlag

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Als externer Dienstleister haben wir bislang zahlreiche Eye Tracking Studien im Auftrag unserer Kunden durchgeführt. Unsere Erfahrung zeigt, dass Blickpfade und Aufmerksamkeitsverteilung zwischen verschiedenen Nutzern stark variieren. Daher stellten wir uns die Frage, wie viele Probanden eigentlich notwendig sind, um reliable Daten zur Aufmerksamkeitsverteilung zu erheben. Eine Literaturrecherche ergab, dass es bislang keine Studien gibt, die sich mit dieser Frage auseinandersetzen. Dies motivierte uns dazu, die vorliegende Untersuchung durchzuführen. Um diese Frage zu beantworten, wurden in einer umfangreichen Studie Blickbewegungsdaten von 393 Probanden erhoben. Zur Erhebung der Blickdaten wurden Screenshots der Startseiten von Webseiten aus drei verschiedenen Kategorien in rotierter Reihenfolge jeweils zehn Sekunden lang vorgelegt: Online-Shop (otto.de), News (spiegelonline.de) und Internetportal (t-online.de). Jeder Screenshot wurde in 10 Areas of Interest (AOI) eingeteilt. Für jede AOI und jeden Probanden wurde die absolute Dauer aller Fixationen während der gesamten, 10-sekündigen Betrachtungsdauer ermittelt (= Mittelwert der Gesamtstichprobe). Um zu prüfen, ab welcher Stichprobengröße n die Fixationsdauer einer zufällig gezogenen Stichprobe mit der Fixationsdauer der Gesamtstichprobe übereinstimmt, wurden die Stichprobe und die Gesamtstichprobe miteinander verglichen. Für jede Stichprobengröße wurden mehrere Stichproben zufällig aus der Gesamtstichprobe gezogen. Da in diesem Fall eine Bestätigung der Nullhypothese, also der Gleichheit zweier Werte, erwünscht ist, wurden Äquivalenztests gerechnet. Ein Fehlerniveau von 1% wurde zugrunde gelegt. Für die Interpretation der Ergebnisse werten wir die Gesamtstichprobe in dieser Untersuchung so, als spiegele sie für uns die potenziellen Internetnutzer wider, mit denen Blickbewegungsdaten auf Websites erhoben werden können. Dies kann jedoch nur mit starken Einschränkungen gemacht werden, da es sich nicht um eine repräsentative Gesamtstichprobe handelte. Unsere Ergebnisse zeigen, dass ab einer Stichprobengröße von n=50 die Ergebnisse von allen zufällig gezogenen Stichproben mit denen der Gesamtstichprobe äquivalent sind. Bei einer Stichprobengröße von n=40 waren 99,64% aller gerechneten Äquivalenztests äquivalent; bei n=30 waren es immerhin noch 97,9%; bei n=20 nur noch 91,2% und bei n=10 lediglich 71,01% (gemittelt über alle WebseitenKategorien). Es ergeben sich keine Unterschiede zwischen den drei getesteten Webseiten-Kategorien. Dies spricht dafür, dass die Ergebnisse dieser Studie übertragbar auf ähnliche Untersuchungen zur Aufmerksamkeitsverteilung in der ersten Orientierungsphase auf Webseiten sind. Für andere Untersuchungen mit ähnlichem Studiendesign heißt das: Wenn 50 Probanden getestet werden, ist die beobachtete Aufmerksamkeitsverteilung in der Orientierungsphase reliabel. Man würde also die gleichen Ergebnisse erhalten, wenn man 50 andere Probanden testen würde. Mit 40 Probanden ist die Wahrscheinlichkeit, reliable Ergebnisse zu erhalten, ebenfalls hoch genug. Für die meisten Studien im praktischen Arbeitsfeld können auch mit 30 Probanden akzeptable Ergebnisse bei geringeren Kosten erreicht werden. Für Studien zu Forschungszwecken reichen 30 Probanden jedoch nicht aus. Unseren Ergebnissen zufolge ist es nicht empfehlenswert, Studien mit weniger Probanden durchzuführen: Hier würde auf Kosten der Datenqualität gespart.

Beschreibung

Lesemann, Elisabeth; Wilms, Ulla (2007): Reliabilität von Eye Tracking-Untersuchungen: Wie viele Probanden werden benötigt?. Tagungsband UP07. Stuttgart: Fraunhofer Verlag. pp. 35-40. Usability Methoden

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