Konferenzbeitrag
Konrad Zuse und N. Joachim Lehmann
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Datum
2010
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Gesellschaft für Informatik e.V.
Zusammenfassung
Lehmann traf Zuse zum ersten Mal Ende 1949 bei einem Besuch in der neugegründeten Zuse KG im hessischen Neukirchen. Zuse baute gerade an der Z4, die er nach den Wünschen von Eduard Stiefel von der ETH Zürich ergänzte. Da Zuse sich damals, wie auch noch in den folgenden Jahren, entschieden für die elektromechanischen Relais und gegen die Elektronenröhren als Elementarbausteine für die Rechenautomaten stark machte, während Lehmann entschlossen auf einen elektronischen Rechner setzte, blieb es bei einem eher zurückhaltenden gegenseitigen Abtasten. Immerhin nahm Lehmann die originelle Idee Zuses wahr, dass als Lochstreifen ein Kino-Normalfilm verwendet werden konnte, da dafür eine ausgereifte Transporttechnik zur Verfügung stand. Als Jahre später die vorgesehenen Fernschreiber nicht zur Verfügung standen, versah auch er den Dresdener D1 mit dieser Kinofilmeinrichtung, so dass die Auswirkungen dieses ersten Zusammentreffens in Dresden bis in die 1960er Jahre hinein wahrgenommen werden konnten. Sehr viel später sollte sich Lehmann erinnern, dass das wichtigste, was dieser Besuch für
das Dresdener Rechnerprojekt ergeben habe, zwei Argumente gewesen seien: dass ein programmgesteuerter Rechenautomat auch mit - im Vergleich zu den damals bekannten Rechnern in den USA und in England - bescheidenen Mitteln gebaut werden konnte, und dass durch die Ersetzung der parallelen Ziffernverarbeitung in der Z4 durch die serielle, jedoch vielfach schnellere elektronische Ausführung noch weitere Einsparungen zu erzielen seien. So habe der Bezug auf die Z4 wesentlich zur Bewilligung des Dresdener Projekts beigetragen. Es folgten weitere Zusammentreffen bei den Jahrestagungen der GAMM, wobei sich
beide im gegenseitigen Meinungsaustausch besser kennen und auch schätzen lernten. Während der gesamten 1950er Jahre - in beiden deutschen Staaten war der Aufbau einer Computerindustrie mit staatlicher Hilfe das große Thema - stand Zuse als einzige Unternehmerpersönlichkeit immer auch als weitsichtiger Berater zur Verfügung. Wenn in der DDR entsprechend dem Programm der SED die damalige Bundesrepublik auch auf dem Gebiet der Computertechnik überholt werden sollte, dann waren es die Rechner der Zuse KG, die bis in die beginnenden 1960er Jahre den Maßstab setzten. Bei der Beurteilung dieser Situation hatte die Stimme von Lehmann immer Gewicht. Das Jahr 1968, in dem Zuse aus seinem Unternehmen ausscheiden musste und Lehmanns so erfolgreich betriebenes „Institut für Maschinelle Rechentechnik“ der Hochschulreform geopfert wurde, dürfte die beiden Persönlichkeiten einander noch näher gebracht haben. Für beide waren damit aber offenbar auch Hindernisse beiseite geräumt, die bisher einer engagierten Zuwendung zur Programmier- und Softwaretechnik entgegengestanden hatten. Während der 11 Jahre ältere Zuse nun endlich seinen Plankalkül vollständig publizierte, engagierte sich Lehmann für die Ausarbeitung und Verbreitung des Fachsprachensystems DEPOT. Er sollte sich darum bis zum Ende der DDR bemühen.