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Von Berlin ins Allgäu: Der Erfinderunternehmer Konrad Zuse 1945-1948

dc.contributor.authorHashagen, Ulf
dc.contributor.editorFähnrich, Klaus-Peter
dc.contributor.editorFranczyk, Bogdan
dc.date.accessioned2019-01-11T10:29:54Z
dc.date.available2019-01-11T10:29:54Z
dc.date.issued2010
dc.description.abstractKonrad Zuse hat in seiner Autobiographie eine Darstellung seiner Tätigkeit als Erfinderunternehmer im NS-Staat und in den Nachkriegsjahren gegeben, in der er intendiert, dass er durch die politischen Randbedingungen des „Dritten Reiches“, durch den Krieg und durch die politisch-wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Nachkriegsjahre als einer der „Erfinder der Computers“ stark behindert wurde. Diese Selbstdeutung wird auch durch seine autobiographische Darstellung der abenteuerlichen Umstände der Evakuierung seiner Firma (sowie seines Rechners Z4) aus Berlin im Februar 1945 und seiner Lebensumstände in den Jahren 1945 bis 1948 im Allgäu gestützt: Hiernach wurde die Evakuierung aus Berlin nur möglich, weil es gelang, die deutschen Kriegsbehörden zu täuschen und dadurch die notwendigen Bescheinigungen für die Verlegung seines Rechners und seiner Mitarbeiter nach Göttingen und schließlich ins Allgäu zu erlangen; in Hinterstein bzw. Hopferau im Allgäu habe er sich von 1945 bis 1948 in weitgehender wissenschaftlicher Isolation sowie ohne die Möglichkeit befunden, seinen Arbeiten am Rechner Z4 fortzusetzen, und sich daher vor allem seinen theoretischen Arbeiten zum „Plankalkül“ und zum „Rechnenden Raum“ gewidmet.1 Die Zuse-Historiographie hat zwar die Beziehungen Zuses zum militärisch-wissenschaftlichen Komplex des NSStaates nachzuzeichnen versucht, ist aber in der Bewertung dem von Zuse gezeichneten Bild dann in weiten Teilen gefolgt.2 Gerade in neueren Arbeiten wurde diese Interpretation kanonisiert: so konstatierten mehrere Autoren in einem 2004 erschienenen Sammelband, dass Zuses „Rückhalt in den staatlichen Institutionen und der Industrie bis zum Kriegsende gering geblieben“ sei, und dass die deutsche Kriegsführung den Wert der Rechentechnik verkannt habe;3 und im renommierten Dictionary of Scientific Biography hieß es unlängst – ganz im Sinne dieser Deutung – dazu: “Zuse’s own career was cut short by the war.”4 Die Biographie Konrad Zuses wurde damit zu einem Symbol für die durch externe Faktoren in den 1940er und 1950er Jahren behinderte Entwicklung der deutschen Computerindustrie und passte sich ideal in die von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren nach 1945 zu ihrer Entlastung geschaffene „Erzählung“ vom Niedergang des deutschen Wissenschafts- und Innovationssystems im „Dritten Reich“ ein: Der Niedergang des deutschen Wissenschaftssystems sei aufgrund der systemimmanenten Wissenschaftsfeindlichkeit des NS-Staates und seiner verfehlten, überbürokratisierten und zentralisierten Planungswut sowie der zu stark betonten Abschottung von Forschungsbereichen eingeleitet worden. Die in Deutschland verbliebenen deutschen Ingenieure hatten vor allem ihre scheinbar zweckfreien technikutopischen Visionen verwirklicht, indem sie eine „Kriegswichtigkeit“ ihrer Projekte vortäuschten. Die neuere Forschung zur Wissenschafts- und Technikentwicklung im NS-Staat hat dieses Bild nachdrücklich in Frage gestellt und sowohl für die wissenschaftsorganisatorischen Institutionen des NS-Staates wie für eine Reihe von Forschungsbereichen eine weitgehend effektive Planung wie eine praktisch problemlose Anpassung und Integration der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschung in die rüstungspolitischen Ziele des NS-Staates konstatiert. Ebenso hat die historische Forschung inzwischen ein wesentlich differenzierteres Bild über die Beziehungen zwischen den deutschen Wissenschaftlern und Ingenieuren zu den alliierten Besatzungsmächten nach 1945 gezeichnet. Der Vortrag nimmt diese neueren Ergebnisse zur Wissenschafts- und Technikentwicklung im NS-Staat und zur Forschungspolitik der Alliierten in Deutschland sowie eine vom Vortragenden durchgeführte Studie zur Entwicklung des „Scientific Computing“ im deutschen Wissenschaftssystem5 zum Ausgangspunkt für eine Analyse der politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftspolitischen Randbedingungen, unter denen der Erfinderunternehmer Konrad Zuse in den letzten Monaten vor Kriegsende in Berlin und Göttingen sowie nach Kriegsende im Allgäu agierte. Neue Quellenfunde ergeben ein in wesentlichen Punkten von Zuses autobiographischer Darstellung abweichendes Bild über die Entwicklungen von 1945 bis 1948. Insbesondere wird analysiert, wie sich die Beziehungen zwischen Zuse und einer Reihe von alliierten Wissenschaftlern gestalteten und wie Zuses Rechnerentwicklung 1945 bis 1948 von deutschen und alliierten Wissenschaftlern bewertet wurden.de
dc.identifier.isbn978-3-88579-270-3
dc.identifier.pissn1617-5468
dc.identifier.urihttps://dl.gi.de/handle/20.500.12116/19440
dc.language.isode
dc.publisherGesellschaft für Informatik e.V.
dc.relation.ispartofINFORMATIK 2010. Service Science – Neue Perspektiven für die Informatik. Band 2
dc.relation.ispartofseriesLecture Notes in Informatics (LNI) - Proceedings, Volume P-176
dc.titleVon Berlin ins Allgäu: Der Erfinderunternehmer Konrad Zuse 1945-1948de
dc.typeText/Conference Paper
gi.citation.endPage469
gi.citation.publisherPlaceBonn
gi.citation.startPage468
gi.conference.date27.09.-01.10.2010
gi.conference.locationLeipzig
gi.conference.sessiontitleRegular Research Papers

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