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Ein großes Elend
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Text/Journal Article
Zusatzinformation
Datum
2003
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Verlag
Springer-Verlag
Zusammenfassung
Moses war InformatorOntologische und erkenntnistheoretische Aspekte
bilden, wie der Informationswissenschaftler Rafael
Capurro ermittelt hat, den „Kern“ in der gesamten
Bedeutungsentwicklung von „Information“. In der
Antike bezeichnen die Begriffsvarianten zum Beispiel
organische und biologische Phänomene wie
die Gestaltwerdung des Fötus, aber auch die Formung
des Leibes durch die Seele und sogar die
Disposition in der Rhetorik. Das Denkvermögen
ist nach Aristoteles die „Form der Formen“.
Der pädagogische Gebrauch beginnt ebenfalls
in der Antike – Moses wird von lateinischen Autoren
„informator populi“ genannt – und hält sich
bis in die späte Neuzeit. Erziehung ist bei Thomas
von Aquin „educatio“, Bildung „informatio“. Im
15. Jahrhundert wird „informieren“ im pädagogischen
Sinn ins Deutsche übernommen und bleibt
lange Zeit als einzige Bedeutung geläufig. Für
Leibniz betrifft „informatio“ den gesamten Menschen,
„didactica“ ist nur Wissensvermittlung.
Im 18. Jahrhundert geht der ganzheitliche
Aspekt – betrieben vor allem durch Wieland – auf
den Bildungsbegriff über. Der „Informator“ wird
dabei abgewertet. Er ist Hauslehrer, manchmal
auch Hofmeister oder – wie bei Kant – „bloß ein
Lehrer“, ein Schulmann; der Hofmeister muss
nach Kant dagegen „Führer“ sein, der auf das
Leben vorbereitet. Dieser Verlust der pädagogischen
Bedeutung gilt als eines der großen Rätsel
in der Begriffsgeschichte von „Information“.
Während der gesamten Neuzeit schieben sich
erkenntnistheoretische Aspekte in den Vordergrund,
ontologische verblassen. Explizit zur Beschreibung
des Erkenntnisprozesses eingeführt
wurde der Begriff aber erst Anfang des 19. Jahrhunderts
von dem Engländer William Whewell.
Dabei knüpfte er an die antike Tradition an, in
der Information auch im Sinne von „Vorstellung“
oder „Begriff“ verwendet worden war.Juristische Bedeutungen kommen im Mittelalter
neu hinzu – „informare se“ wird zum
Beispiel als „sich erkundigen“ verstanden. Diese
Entwicklung beginnt in Frankreich, setzt sich in
England fort und erreicht im 18. Jahrhundert den
Höhepunkt. Im Artikel „Information“ der Enzyklopädie
von 1765 wird ausschließlich dieser
Aspekt behandelt. Dort gibt es Verweise auf Bedeutungen
im Sinne von Nachforschung, Ermittlung
und Bericht. In deutschen Lexika erscheint
im 19. Jahrhundert der Terminus „Informativprozeß“
– gemeint ist damit: von Amts wegen gerichtliche
Nachforschungen anstellen.Im Englischen wird im 19. Jahrhundert
„scientific information“ – wissenschaftliche Information
– als grundlegend für die industrielle Entwicklung
erkannt. Die Bezeichnung „information
theory“ ist in den USA Anfang des 20. Jahrhunderts
geläufig geworden.In Deutschland ist „Information“ später als in
England und Frankreich in den alltäglichen
Sprachgebrauch eingegangen. Die maßgebliche
Bedeutung als Nachricht, Mitteilung oder Auskunft
ist laut Capurro eher im Sinne des griechischen
Begriffs „Botschaft“ – angelia – zu verstehen.
Wesentlich sind dabei die Aspekte, die auch
der journalistischen Bedeutung zugrunde liegen –
sachlich, nützlich, neu.